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Meine Erfahrungen mit Impulse Response Dateien (IR)
Wenn man mit dem Thema noch keine Berührung hatte, dann tut man sich etwas schwer mit der Verhallung von diversen Samplesets. Wahrscheinlich war so manch einer nach den ersten Versuchen schwer enttäuscht und hakt das Thema mit "das taugt nichts" ab.
Der Klang wirkt verwaschen, die Pfeifen entfernen sich vom Ohr - was läuft da schief? Ich habe auch verschiedene Stationen durchgemacht und musste mich durch schlechte Audioergebnisse auf eine neue Sicht der Dinge bringen.
Man darf generell keine zu hohen Erwartungen haben bzw. keine Wunder erwarten. Wenn man die IR's mit einem guten Augenmaß einsetzt, dann wird das aber eine sehr nützliche Ergänzung sein. Ich möchte das nicht mehr missen!
Ein Unterthema hier im Beitrag wird sein:
Lohnt sich der Kauf eines Dry-Samplesets, um dieses dann mit IR zu verhallen? Vorab gesagt - es kommt darauf an.
Ich habe mir vor längerer Zeit die Rotterdam-Dry von Sonus Paradisi (SP) gekauft. Das IR zu der Kirche gab/gibt es leider nicht. Ich habe mir gedacht, dass das Wet-Set recht teuer ist und das Dry-Set nur einen Bruchteil kostet. Also versuche ich es damit mal!
Das Set klingt mit IR schön, besitzt aber leider nicht die Klang-Präsenz, die das Wet-Set ausstrahlt. Es klingt bei den tieferen Frequenzen etwas dünn, die Klangpracht des Wet-Sets wird keinesfalls erreicht. Naja, wen wundert's, denn der Klang entfaltet sich im Raum! Wenn man eine Nahaufnahme an der jeweiligen Pfeife macht, dann fehlt im Klangergebnis der Aspekt, dass sich die Klänge im Raum verschmelzen, diverse Reflexionen des Raumes beinhalten und dann an unser Ohr gelangen.
Ein IR des entsprechenden Raumes in hoher Qualität beinhaltet die komplette akustische Abbildung des Raums und kann nicht durch ein beliebiges IR ersetzt werden (die "hohe Qualität" ist ein eigenes Thema für sich!). Bei nur einem IR gilt das auch nur für eine Hörposition im Raum. Das war eine der ersten Erfahrungen, die ich mit dem Einsatz eines IR machen musste.
Es gibt unproblematische Samplesets, mit denen man problemlos diverse IR's verwenden kann, aber oft funktioniert das eben nicht zufriedenstellend, wie es bei der Rotterdam-Dry der Fall ist.
Ich habe auch mit abgeschnittenen (truncated) Releases experimentiert. Das klingt bei einigen Samplesets gut. Aber ich musste feststellen, das es schnell langweilig wird, wenn man das gleiche IR mit verschiedenen Sets verwendet. Der Zauber eines Samplers liegt auch in der großen Abwechslung, die verschiedene Orgeln und ihre Akustik mit sich bringen. Außerdem ist die Akustik noch in dem Sustain-Anteil der Samples enthalten, so das sich diese Maßnahme nur für relative trockene Samplesets eignet.
Aus dieser Erfahrung heraus wuchs meine Erkenntnis, dass die Akustik die Seele der Orgel ist. In den meisten Fällen wurde die Orgel für den entsprechenden Raum gebaut und auch für diesen Raum intoniert, d.h., die Orgel und der Raum gehören zusammen.
Schneidet man die Releases ab, dann beraubt man der Orgel ihrer Seele. Eine Flöte des einen Samplesets klingt wie die Flöte eines anderen Samplsets. Darum klingt es schnell langweilig und man braucht eigentlich nicht viele Sets, weil die Abwechlung fehlt.
Abgeschnittene Releases verwende ich aus diesem Grund überhaupt nicht mehr. Das macht meistens keinen Sinn, weil die Vielfalt und Individualität des Raumes fehlt. Diesen Effekt kann man durch verschiedene IR's meines Erachtens nicht ersetzen.
Wie setzt man die IR's denn sinnvoll ein? Kleine Akustiken können effektvoll mit einem IR angereichert werden. Die Akustik setze ich aber nicht mit 100% des Wet-Reglers ein. Meistens erhalte ich mit 5-12% eine schöne Akustik, die sich natürlich anhört.
Fehlt die Akustik komplett, dann kommt das IR voll zur Geltung. In dem Fall stelle ich die Regler (je nach IR) auch mal auf 60-80%. Für diverse Samplesets ist IR sehr gut geeignet. Ich verwende z.B. die PAB (Inspired Acoutics), Haverhill OIC (Lavender Audio), Büßleben (Piotr Grabowski) oder die Pasadena (Evensong) permanent mit IR's - aber alles nach dem Motto "Weniger ist Mehr". Das gilt meistens auch für die Verwendung der IR-Intensität. Zuviel Akustik verfälscht den Klang und nimmt dem Sound auch die Nähe zu den Pfeifen, was ich an den Samplesets generell sehr schätze.
Die trockenen Concerto-Samplesets von Silver Octopus sind meine Empfehlung für den Einsatz von IR's.
Bei SP gibt es IR's ab einer gewissen Mindestmenge zu kaufen. Meines Erachtens macht der Kauf aller IR's von SP keinen Sinn. Die zu Hauptwerk V5+ mitgelieferten IR's sind schon eine sehr gute Auswahl (die von SP stammen!). Eine größere Akustik wie z.B. die von Zwolle setze ich gelegentlich mal ein. Das läßt sich über den Mixer schnell umschalten. Die angebotenen künstlich erzeugten IR's würde ich nicht kaufen.
Einen Problemfall möchte ich noch erwähnen. Ich hatte gedacht, mit dem Caen-IR würde die Caen-Dry von SP gut klingen. Die Caen-Dry war für mich ein absoluter Fehlkauf. Bei den Samples handelt es sich um ein Raw-Format (so hört es sich zumindest an) und klingen sehr schlecht.
Ich habe mir später das Wet-Set als Upgrade gekauft. Das SP dieses Set zum Kauf anbietet, finde ich nicht in Ordnung. SP warnt zwar vor dem Kauf des Sets, aber dass die Samples so schlecht klingen, konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Zusammengefasst: Kaufe keine Dry-Sets, die unbearbeitet sind (Raw Samples), schneide keine Releases ab, verwende IR's nur bei Samplesets mit einer Akustik weniger als ca. 1.5 Sekunden, verwende den Grad der Akustik zurückhaltend, um den Klang nicht so sehr zu verfälschen.
Für erste Erfahrungen kann man die von Hauptwerk mitgelieferten IR's verwenden. Mit IR und Surround habe ich noch keine Erfahrung.
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