Berechnung der benötigten Polyphonie für ein Sampleset

05.05.2023 18:55 (zuletzt bearbeitet: 28.05.2023 23:42)
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#1
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Manche Hersteller geben für ein Sampleset die max. erforderliche Polyphonie an.

Wie bekommt man die max. Polyphonie für ein Sampleset heraus, die man unter Berücksichtigung der eigenen Spielweise benötigt?

Ein Konzertorganist benötigt i.d.R. eine wesentich höhere Polyphonie, als derjenige, der z.B. überwiegend Choräle und leichte Orgelwerke spielt.

Dazu gibt es eine Formel, mit der man den ungefähren Polyphonie-Bedarf berechnen kann. Folgende Angaben müssen miteinander multipliziert werden:

  • Anzahl der verwendeten Register
  • Hall in Sekunden
  • Anzahl der gleichzeitig gespielten Stimmen
  • Tonwechsel pro Sekunde und Stimme

Beispiel:
Anzahl der verwendeten Register (40) * Hall in Sekunden (6 s) * Anzahl der gleichzeitig gespielten Stimmen (4) * Tonwechsel pro Sekunde und Stimme (8)

= 40 x 6 x 4 x 8 = 7680 Stimmen = erforderliche Polyphonie

Nachdem ich die Formel im Hauptwerkforum vorstellte, meldete sich ein User und meinte

Zitat
Da ich deine Formel zur Ermittlung der besten Polyphonie mit dem Nancy-Sampleset nicht kannte, habe ich nach einigen Wochen des Optimierens fast genau die gleiche Einstellung wie du gefunden. Ich liege innerhalb der 100er-Grenze deiner Zahl!


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06.05.2023 11:20 (zuletzt bearbeitet: 06.05.2023 11:55)
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#2
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Die Polyphonie in der Praxis
Jetzt fragt ihr euch bestimmt, was man mit dem individuell für ein Sampleset und auf eure Spielweise abgestimmten und ermittelten Polyphonie-Wert anfängt.

Man muss in einem nächsten Schritt herausfinden, wieviel Polyphonie euer Rechner bzw. Eure Audio-Karte verarbeiten kann. Dazu bietet eure virtuelle Orgel ggf. - hier im Beispiel Hauptwerk - ein spezielles Test-Sampleset für unterschiedliche Speicherausbaustufen an. In der Regel hat man mehr als 4 GB - man lädt also das ...4GBormore-Sampleset:
Bild entfernt (keine Rechte)

Vor dem Laden des Test-Samplesets gibt es eine Einstellung zu ändern. Man markiert links alle Items und stellt rechts im Feld Multiple sample loops auf Load all available:
Bild entfernt (keine Rechte)

Dann wird man nach der Processing Quality gefragt. Ich nehme diese Einstellungen:
Bild entfernt (keine Rechte)

Es folgt ein abschließender Hinweis:
Bild entfernt (keine Rechte)

Jetzt erscheint die Polyphony Testing Organ:
Bild entfernt (keine Rechte)

In deutsch:

1. Drücken und halten Sie die Tasten langsam nacheinander, bis der Klang übersteuert (Anm.: d.h., es treten Störgeräusche auf, der Sound fängt an zu knistern, bis hin zu Tonausfällen). Erhöhen Sie bei Bedarf (d.h. es treten keine Störgeräusche auf) die Anzahl der Pfeifen pro Taste durch Hinzufügen weiterer Register auf der rechten Seite.

2. Multiplizieren Sie die gehaltenen Tasten mit den Pfeifen pro Taste (d.h. die Einstellung rechts, z.B. "010 Pipes per key"), um die Polyphonie zu bestimmen. Überprüfen Sie die Ergebnisse mehrmals.
Anmerkung hierzu:
Damit sind nicht nur max. 10 Finger gleich 10 Tasten gemeint, sondern so viele Tasten wie möglich, d.h., mit Hilfe von Büchern auf den Tasten, mit den Unterarmen auf den Tasten, einfach soviel Tasten wie möglich gleichzeitig drücken und die max. möglichen Pipes per key einstellen.

3. Stellen Sie das Polyphonie-Limit auf etwa 35% dieses Wertes für jede Orgel ein, indem Sie das Audio-, Midi- und Performance-Bedienfeld unter View|Large floating control panels verwenden.

Fazit
Jetzt wisst ihr, wieviel Polyphonie eure Hardware bewältigen kann und ob die Hardware genügend Leistung für ein bestimmtes Sampleset unter Berücksichtigung eurer Spielweise aufbringen kann. Wenn ein Hersteller eine bestimmte Polyphonie angibt, dann kann das nur eine ungefähre Angabe sein, weil dieser ja nicht eure Spielweise kennt bzw. in den Angaben berücksichtigen kann. Eine aussagekräftigere Angabe wäre, das ein bestimmtes Orgelwerk im Tutti einen Polyphonie-Wert von x erfordert.


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