MIDI - jetzt auch mit Theorie

05.05.2023 09:21 (zuletzt bearbeitet: 05.05.2023 09:23)
#1
el

Anders als bei klassischen Tonaufnahmen ist MIDI ein Format bei dem sozusagen nur SteuerungsAnweisungen aufgezeichnet oder abgespielt werden können, vergleichbar der Klavierrolle bei einem SelbstspielPiano, oder der Stiftwalze einer Spieluhr

grob gesagt, bezogen auf ein Klavier (oder Orgel etc) "befiehlt" MIDI wann welche Taste wie stark gedrückt werden soll
und wann sie wieder losgelassen werden soll...

Es gibt verschiedene MIDI-Befehle zB

Note on und Note off - hierzu gehören ein
.Kanalwert 1-16 (eigentlich 0-15, bei einer Orgel quasi welches Manual oder Pedal)
.Tonhöhenwert 0-127 (quasi welche Taste wird gedrückt bzw wieder losgelassen)
.Velocitywert 0-127 (wie stark/laut wird eine Taste gedrückt - zB beim Klavier)
wie beim Klavier kann also jeder Ton seine eigene Lautstärke haben auch wenn mehrere Töne gleichzeitig auf dem gleichen Kanal erklingen

ControlChange - hierzu gehören ein
.Kanalwert 1-16 (quasi welches Manual oder Pedal)
.ControllerAdresse 0-127 (welcher Controller gemeint ist, zB CC07 für die Gesamtlautstärke)
.ControllerWert 0-127 (welchen "Wert" zB der Schweller bekommt 0= geschlossen, 127= ganz offen oder dazwischen)
auch Nachhall oder die Position im StereoFeld sind Controller, und viele andere mehr

ProgramChange - hierzu gehören ein
.Kanalwert 1-16 (quasi welches Manual oder Pedal) und nur ein
.ProgramWert 0-127 (zB bei Synthesizern welchen Klang sollen die Töne habe, Violine, Klavier, Cembalo etc)

ich verkürze jetzt
Pitchbend - ermöglicht es einem die Tonhöhe aller Töne eines Kanals in recht feinen Schritten zu verändern
(meistens im Bereich +/- 2HT) und dies auch während der Ton klingt (die Taste noch gedrückt ist)

Aftertouch - ermöglicht es einem den Ton auch nach dem "Anschlagen" noch zu modulieren
wie zB bei Blasinstrumenten mit dem Atem "gearbeitet" werden kann...

SystemExclusiv (SysEx) - welche keine festen Werte oder Formen haben, jeder Hersteller kann das selbst festlegen - ein SysEx-Befehl muss nur immer mit F0* beginnen und mit F7* enden.
(* das ist ein Byte in hexadezimal Darstellung F0 = 1111 0000 (binär), F7 = 1111 0111(binär))

Hier können alle Möglichen Steuerungen erreicht werden - zB aktiviere SetzerBank 3 Speicherplatz 5 oder CrescendoWalze auf Position 12

Bei meiner Gloria 350 ist es standardmäßig so eingestellt, dass das Schwellwerk Kanal 1, Hauptwerk Kanal 2, Positiv Kanal 3 und Pedal Kanal 4 zugeordnet ist
ein "Note on Kanal 2 Tonhöhe 60 Velocity 80" Befehl würde also dazu führen, dass im Hauptwerk der Ton c' entsprechend der eingeschalteten Register erklingen würde
umgekehrt, wenn ich die entsprechende Taste (c') auf dem Manual drücke und "MIDI HW" ist eingeschaltet
wird die Orgel den Befehl "Note on Kanal 2 Tonhöhe 60" mit einem entsprechenden Velocitywert über die MIDI-out Buchse senden (der eingebaute Sequenzer würde dieses auch so aufzeichen)

ein "ControlChange 07 Kanal 1 ControllerWert 2" Befehl würde dazu führen, dass die Klänge des Schwellwerkes "mit fast geschlossenem Schwelltritt" erklingen
umgekehrt, wenn ich den Schwelltritt betätige sendet die Orgel einen "ControlChange 07 Kanal 1" Befehl mit einem der Stellung des Pedals entsprechenden ControllerWert

über diese Steuerbefehle können also verschiedene Instrumente miteinander kommunizieren und somit kann ich die gleichen Befehle an ein E-Piano, eine DigitalOrgel oder eben an einen Sampler (Hauptwerk, GrandOrgue etc) schicken - natürlich mit jeweils einem klanglich ganz anderen Ergebnis

dafür allerdings lassen sich Fehler (zB falsche Taste gedrückt, oder nicht rechtzeitig losgelassen) in einer MIDI-Datei sehr leicht ändern, wie ein Fehler in einer Textverarbeitung im Gegensatz zu einem eingelesenen Text mit einem Versprecher...

mit besonders herzlichen Grüßen
oliver


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!