Plauderthread über Orgeln, Nachwuchs und so weiter

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01.06.2023 18:24
#1
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Mal eine Frage in die Runde,

was bevorzugt ihr bei einer Orgel, seid ihr eher Freunde der romantischen Orgeln oder barocken Orgeln? Und warum?

Ich persönlich bin froh etwa zwei Km entfernt eine schöne restaurierte barocke Orgel zu haben. Mir gefällt der Klang dort sehr viel besser, auch wenn sie meiner Meinung nach schwerer zu spielen sind. Schwerer bedeutet in diesem Kontext, dass man Ungenauigkeiten sehr viel stärker hört. Mir gefällt dort sehr, dass die Töne klar zu erkennen sind, wann beginnen sie, wann enden sie.

Romantische Orgeln schätze ich natürlich auch, da man dort sehr viel fließender spielen kann und alles ineinander mehr verwischt, vor allem bei ruhigen Stücke ein großer Vorteil. Trotzdem fühle ich mich an der barocken Orgel doch immer wohler.


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01.06.2023 20:15 (zuletzt bearbeitet: 01.06.2023 20:20)
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#2
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Ich mag Beides. Das man Werke aus der Barockzeit gerne auf Barockorgeln hören möchte, liegt sicher an den Gehörgewohnheiten.
Bei romantischen Orgeln verwischt bei mir nichts. Das hängt doch von der Spielweise, der meist größeren Akustik und im Weiteren auch von der gewählten Registrierung ab.


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01.06.2023 22:42
#3
So

Ich mag eher romantische Orgeln, wobei mir die schwammig-schinkige Zeit um die Jahrhundertwende nicht so zusagt.

Von der Werksanordnung mag ich es „französisch“, sprich HW ganz unten, Mitte Oberwerk/Positif und oben Schwellwerk. Alles von oben nach unten koppelbar. Mit der norddeutschen Art bzgl. Rückpositiv, das nur ans mittlere HW gekoppelt werden kann, kann ich nicht so viel anfangen.


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01.06.2023 22:51
#4
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@Brassmann deinen Punkt finde ich gut. Viele heutige Orgeln sind ja eher französische Orgeln. Ich bin da kein Experte, aber die zeichnen sich ja eher durch kunstvolle streichende Stimmen aus. Die deutschen romantischen Instrumente sind ja eher traditionell vom Klang.

So ein Klang gefällt mir extrem gut, müsste auch französisch sein oder?
https://www.youtube.com/watch?v=hSAU3e0gWVg


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01.06.2023 23:30 (zuletzt bearbeitet: 01.06.2023 23:34)
avatar  Montre
#5
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Das ist eine Orgel im niederländisch romantischen Stil und gibt es als Sampleset: https://www.sonusparadisi.cz/en/organs/n...rgan-model.html


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01.06.2023 23:51
#6
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Ja dieses Set kenne ich. Ich hatte bei einem beruflichen Aufenthalt im Erzbistum einige Wochen im St. Martinus verbracht. Da habe ich 2021 die Orgel mehr als ausführlich bespielt. Daher würde mich jedes noch so gute Set der Orgel enttäuschen. Diese wirklich fantastische Orgel in dem Raum zu spielen und zu erleben ist wirklich etwas besonderes. Jedes digitale Abbild im Wohnzimmer würde da im Vergleich nur enttäuschen. Vielleicht komme ich irgendwann noch einmal dort hin.


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02.06.2023 00:15 (zuletzt bearbeitet: 02.06.2023 00:18)
avatar  Montre
#7
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Es kommt in deinen Aussagen immer wieder durch, dass du die originalen Orgeln brauchst und VPO's für dich tatsächlich nur eine Notlösung sind. Das ist ja in Ordnung. Das die virtuellen Orgeln im eigenen Heim nicht mit dem Hörerleben am Originalstandort mithalten können, ist kein Geheimnis und das weiß eigentlich Jeder. Das muss man nicht ständig betonen. Mit der Nutzung der Akustik-Regler entfernt man sich vom Original noch mehr. Aber wenn's gefällt, dann ist das ok.

Für mich sind die VPO's trotz diverser Einschränkungen ein Jahrhundert-Segen. Ich bin glücklich, dass ich auf diese Weise verschiedene Orgeln dieser Welt bespielen kann. Und daher investiere ich auch Einiges in die PC-Hardware, damit dieser nicht zu einer Spaßbremse wird.


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02.06.2023 00:26
#8
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Zitat von Montre im Beitrag #7
Für mich sind die VPO's trotz diverser Einschränkungen ein Jahrhundert-Segen. Ich bin glücklich, dass ich auf diese Weise verschiedene Orgeln dieser Welt bespielen kann. Und daher investiere ich auch Einiges in die PC-Hardware, damit dieser nicht zu einer Spaßbremse wird.


Sehe ich doch genau so. Wäre es anders, dann hätte ich keine geschätzte 500 Stunden in den Bau meines Spieltisches Zuhause investiert. Ich habe viel Freude mit Sets wie Niederzwehren, Stadtkirche Zöblitz und anderen. Nur habe ich schon zweimal den Fehler gemacht mir ein Set zu kaufen von Orgeln die ich kenne. Um genau zu sein die Predigerkirche in Erfurt und die Büßleben. Beide um die Ecke. Die Sets sind durchaus sehr gut und ich kann über die Qualität nicht meckern. Nur wenn ich die Orgel selber real spiele, dann merke ich eben die Unterschiede und dass es eben nicht so ist wie wenn ich dort sitze.

Es muss nicht einmal am Klang liegen, aber irgendwas ist dann gefühlt nicht stimmig. Ein anderer wird es vielleicht anders erleben. Vielleicht haben wir ja jemanden hier, der ein Set von einer Orgel hat die er auch real regelmäßig spielt, ob es ihm auch so geht.

Lange Rede kurzer Sinn: Digitale Orgel macht mir Spaß und ich rate auch gerne dazu, aber für mich gehen Sets von Orgeln die ich real spiele überhaupt nicht. Jedes Set von einer Orgel die ich nicht selbst kenne oder live gespielt habe ist etwas ganz anderes.


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02.06.2023 08:25
#9
So

Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #4
Ich bin da kein Experte, aber die zeichnen sich ja eher durch kunstvolle streichende Stimmen aus. Die deutschen romantischen Instrumente sind ja eher traditionell vom Klang.


Ja das gehört auch dazu, wobei ich die Streicher gar nicht mal zu ausgiebig brauche. Ich bevorzuge auch ein Unda Maris ggü. Vox Celeste.

Zum Thema VPO. Das ist für mich wie ein Film, ich lasse mich drauf ein und genieße es. Fehler blende ich aus, wenn es geht. Und selbst wenn man die Orgel im Original kennt, kann man sich drauf einlassen, weil die VPO im Grunde ein eigenes Instrument ist. Das ist auch wieder wie beim Film. Wenn man die Gegend eines Filmdrehs kennt, sieht man dass jemand in Stadt A losläuft, in der nächsten Einstellung plötzlich in Stadt B ist und in der übernächsten im 5km entfernten Dorf am Fluss rauskommt. Lässt man sich aber drauf ein, kann man diese „Composite-Stadt“ trotzdem genießen.


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02.06.2023 10:07
#10
Sa

Als Jugendlicher hatte ich eine Ratzmann Orgel von 1901 im Orginalzustand zum Üben etc. Zu dieser Zeit habe ich aber gerade gottesdienstliches Orgelspiel und Orgelbüchlein etc. gelernt. Dafür war das Instrument für mich schrecklich. Ich habe dann französische und deutsch Romantik kennengelernt… dafür war die Orgel dann interessanter. Als Musikstudent und dann für über 20 Jahre habe ich in zwei sehr großen Räumen gewirkt. In der einen Kirche steht eine große romantische Orgel und in der anderen Kirche eine mehr universale Orgel. Da konnte ich alles spielen. Ich habe auf dem einen Instrument Examen mit Reger Straf mich nicht und Widor Symphonie Romane gemacht, dazu noch Bachs Passacaglia nach Töpfer registriert. Kurse und Einzelunterricht in Paris haben mir eingehend ACC Orgel nahe gebracht.…. Aber ich habe im Studium auch Schnitger Orgeln ausführlich spielen können. Kurzum ich mag beides. Meine jetzige Orgel ist sehr klein und eignet sich eher für barocke Musik.
Hauptwerk ermöglicht mir, typische Registrierweisen auszuprobieren, die ich an meiner kleinen Pfeifenorgel nicht nutzen kann. Ich habe Haarlem live mehrfach gehört und habe das Set. Zusätzlich habe ich u.a. die Bach Aufnahmen von Ewald Koiman (bei Coronata erschienen, mit Registrierangaben) Sicher ist das Originalinstrument im Raum noch einmal gigantischer, aber das, was ich mir ins Wohnzimmer hole, übertrifft jede CD bei Weitem und ist dem Original sehr sehr ähnlich.

Salizional


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02.06.2023 14:43
#11
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Zitat von Brassmann im Beitrag #9
Zum Thema VPO. Das ist für mich wie ein Film, ich lasse mich drauf ein und genieße es.

Da spricht nichts dagegen.

Ich finde die Situation mit digitalen Orgeln aber irgendwie kurios. Im Grunde steht in fast jedem Dorf eine Orgel, in der breiten Masse gibt es aber immer weniger die diese Orgeln spielen. Gleichzeitig haben aber immer mehr ihren Spieltisch Zuhause...

Da frage ich mich, warum jemand viel Geld für einen eigenen Spieltisch mit allem drum herum ausgibt, wenn er/sie gute Orgeln direkt vor der Haustür haben? In der Regel ist es ja kein großes Problem eine Orgel spielen zu dürfen, außer dass man mal fragen muss. Trotzdem sitzen die meisten Orgelspieler lieber Zuhause mit Kopfhörer im Wohnzimmer, anstatt musikalisch etwas öffentlich zu machen. Das kann ich nicht so wirklich nachvollziehen.

Klar der Kontext, dass die Orgel vor Ort ein Totalschaden ist, wäre nachvollziehbar. Aber wie haben hier z.B auf einem Dorf die Konstellation dass es im Ort mehrere Gemeindemitglieder gibt, die Orgel spielen können und eigene digitale Orgeln besitzen. An die reale Orgel geht aber niemand und alles was mit Orgel zutun hat muss die Gemeinde über externe Musiker lösen, die dafür extra anreisen. Vor allem in diesem konkreten Fall ist es für mich absolut nicht nachvollziehbar. Die Orgel wurde vor kurzem erst saniert, sie ist technisch in perfekten Zustand. Es ist eine barocke Orgel mit Pedal, zwei Manuale und 19 Register. Warum spielt diese Orgel (genau so in anderen Gemeinden) nun keiner? Die einzige Hürde wäre im Dorf einmal bei einem mit Schlüssel zu klingeln und diesen später wieder zurück zu bringen...

Hier ist das Exemplar:
Bild entfernt (keine Rechte)

Zitat von Salizional im Beitrag #10
Hauptwerk ermöglicht mir, typische Registrierweisen auszuprobieren, die ich an meiner kleinen Pfeifenorgel nicht nutzen kann.

Praktisch stellt sich dann aber die Frage, nützt dir dies etwas in der Praxis? Ich persönlich möchte ja meine Musik mit anderen teilen und dazu muss ich natürlich die Instrumente vor Ort nutzen. Selbstverständlich ist es eine tolle Sache Zuhause für mich ein Stück mit 200 Register zu spielen in verschiedenen Arten, aber einen praktischen Nutzen habe ich davon ja nicht, wenn ich dort wo ich diese Werke dann vortragen will nur 30 Register habe, mit denen ich dann arbeiten muss.

Ich würde mir hier für meine Stücke auch so einige Funktionen wünschen, angefangen bei Spielhilfen bis zu speziellen Register die ich gerne nutzen würde. Nur gibt es das hier eben nicht und ich muss dann damit arbeiten was hier vorhanden ist.

Vielleicht schließt sich damit der Fragenkreis von oben. Vielleicht spielen die, die es können nicht mehr an echten Instrumenten, weil sie ihren Ansprüchen nicht genügen. Immerhin tauscht man hier etwas sehr viel besseres durch meist etwas sehr viel schlechteres mit sehr vielen Unzulänglichkeiten. Mal von großen Konzertorgeln abgesehen, sind die meisten Instrumente ja nun nicht einmal annähernd zu akkurat wie eine digitale. Da reicht ja schon vor dem Konzert eine Temperaturänderung und schon klingt das Instrument anders.


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02.06.2023 16:41 (zuletzt bearbeitet: 02.06.2023 16:42)
#12
So

Die Diskussion bewegt sich etwas vom ursprünglichen Thema weg, aber gut...

Ich finde das eine (echte Orgel spielen) schließt das andere (VPO spielen) nicht aus. Ich fahre regelmäßig in die nächste Kirche, wo ich auch Vertretungsdienste spiele, weil es einfach anders klingt und sich anders anfühlt. Außerdem ist das das Instrument, auf dem ich nachher im Gottesdienst spiele und worauf ich die Registrierung ausrichte.

Dass bei euch in der Gemeinde viele Orgel spielen können, es aber in der Öffentlichkeit nicht tun, mag viele Gründe haben. Einer ist vlt., dass sie selbst denken, dass ihr Können nicht für die Öffentlichkeit ausreicht. Bei dem einen oder anderen in dem einen oder anderen Forum hört man ja auch raus, dass es sich nicht unbedingt um die Konzertmusiker handelt, die ein ständiges Übinstrument daheim haben. Manche haben sich autodikdaktisch vlt. einen gewissen Stand erarbeitet, haben aber Freude am Basteln und Optimieren und spielen anschließend selig die Stücke und Lieder, auf die sie gerade Lust haben. Die passen aber möglicherweise nicht in den (oder jeden) Gottesdienst.

Und zu den Orgeln vor der Haustür. Es kommt auch etwas auf die Lebenssituation an. Wenn du nur zu Zeiten überhaupt zum Orgeln kommst, die völlig unkompatibel mit nochmal losfahren oder irgendwo öffentlich üben sind, dann kann das auch Sinn machen. Das berufliche oder familiäre Hintergründe haben. Abends halb zehn fahre ich nirgendwo mehr hin, nicht für 30-60min. üben. Aber auf meine Orgelbank daheim schwinge ich mich selbst für 20 min. klimpern...


Edit: Übrigens schöne Orgel auf dem Bild!


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02.06.2023 18:34
avatar  Montre
#13
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Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #8
aber für mich gehen Sets von Orgeln die ich real spiele überhaupt nicht.

Das ist dein persönliches Problem und lässt sich auf niemand Anderen übertragen. Deshalb irritieren mich deine Aussagen gelegentlich.
Piotr Grabowski sagt selbst, das seine Sets nur Näherungen an das Original darstellen. Wenn man diese Aussage ignoriert und das Sampleset trotzdem kauft, dann muss man sich bei einer "Näherung" nicht über Abweichungen wundern. Ich habe das Büßleben-Set und finde die großartig. Ich mische da ein wenig Akustik dazu, damit sie nicht so staubtrocken klingt (ist also noch weiter vom Original weg!) und bin damit hochzufrieden. Auch wenn ich die Büßleben im Original spielen würde und die ganz anders klingt. Das ist mir egal und deshalb habe ich keine Probleme. Du hast einfach eine Sichtweise, mit der du dir selbst im Weg stehst.

Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #11
Praktisch stellt sich dann aber die Frage, nützt dir dies etwas in der Praxis?

Das ist auch so ein kleines Problem, dass du dir selbst auferlegst. Ich übe Literatur und etwas Improvisation auf meinen VPO's. Das reicht mir aus. Ich muss das keinem vorführen. Ich muss das nicht auf ein reales Instrument übertragen können. Ich hab einfach nur Freude am Spielen.
Wie Brassmann schon sagte, wenn ich abends nach Hause komme, dann habe ich keine Lust, mich für eine 20-30 Minuten spielen ins Auto zu setzen. Ich kann zu jeder Zeit entscheiden, ob ich mich mal für 10 Minuten dran setze. Dazu brauche ich keine Kirchenorgel.

Kurz gesagt: Die Probleme, die du uns vorträgst, existieren bei mir nicht.


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02.06.2023 18:58
avatar  Snah
#14
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Bei mir ist es ähnlich, wie bei Wolfgang.
Seit ich vor zwei Jahren mit Hauptwerk angefangen habe will ich gar nicht mehr auf eine meiner vielen Orgeln spielen. Muss auch zugeben, dass leider keine dabei ist, die es sich nur annähernd lohnen würde sie extra außerhalb der Messzeiten zu bespielen.
Eher zum Problem wird es allmählich, wenn ich ein Stück lerne und es dann auch kann, dass ich dauern auf der Suche nach geeigneten Klängen bin und zuviel Zeit mit Orgelladen vergeht. Aber genau das ist doch das Schöne am Musizieren. Wenn jemand das beruflich machen muss, dann ist das natürlich was ganz anderes. Ich beneide keine Berufsorganisten dafür, obwohl ich gerne so spielen möchte.


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02.06.2023 19:20
#15
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Spielt ihr beide auch mal öffentlich bei Veranstaltungen?

Ich meine jetzt nicht das professionelle Konzert wo das Publikum die großen Sonaten und Fugen erwartet, sondern eher im kleinen Rahmen.

Wir machen hier einmal im Jahr einen extra Musik-Kreis für Laien. Da spielen dann die Laien vor der Gemeinde ihre Stücke, egal ob Orgel, Gitarre oder Harmonium/Klavier/etc. So was kommt immer gut an und man sieht auch, dass eine Gemeinde keine Perfektion erwartet.


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