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Plauderthread über Orgeln, Nachwuchs und so weiter
#31
Zitat von Brassmann im Beitrag #23
Die modernen haben meist mehrere Intonationen dabei, zwischen denen man umschalten kann. Halt die großen Richtungen Barock, Französisch, Romantisch. Fand ich persönlich mal total super, war bloß finanziell immer weit jenseits dessen, was ich mir hätte leisten können.
In der Regel bringen die Digitalorgeln "von der Stange", egal von welchem Hersteller und egal ob Sampling oder Physis, vier Intonationen ab Werk mit: zwei Barockintonationen (einmal norddeutsch/niederländisch, einmal eher mitteldeutsch), eine französisch-romantische und eien symphonische. Zu beachten ist allerdings, dass das viermal dieselbe Disposition ist - die Gloria-Excellent mit zwei Dispositionen mal ausgenommen. Johannus LiVE / Gloria Nobilis ist ebenfalls eine andere Baustelle, da die mit mehr oder weniger eingedampften Samplesets realer Orgeln arbeiten.
Die Standarddisposition für den deutschen Markt, die sich auch herstellerübergreifend ziemlich ähnlich ist, bildet meines Erachtens immer noch ein neobarockes Konzept mit ein paar Extras ab. Das kann man zielgruppenorientiert nennen - die meisten Organisten im gesetzteren Alter, die die Kaufkraft für diese Orgeln haben, dürften mit solchen Instrumenten großgeworden sein.
#32
Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #11
Praktisch stellt sich dann aber die Frage, nützt dir dies etwas in der Praxis? Ich persönlich möchte ja meine Musik mit anderen teilen und dazu muss ich natürlich die Instrumente vor Ort nutzen.
Zur Vorbereitung hilft es durchaus. Im Nachbarstadtteil steht eine romantische Sauer-Orgel und das Sampleset der Ex-Dorstfelder Sauer-Orgel hilft mir durchaus, mich auf das Klangbild vorzubereiten, wenn ich dort mal spielen darf/muss. Dann stelle ich beim Üben auch die Pneumatiksimulation im Set an, um nicht den totalen Schock zu erleben.
#33
Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #11
In der Regel ist es ja kein großes Problem eine Orgel spielen zu dürfen, außer dass man mal fragen muss.
Meiner Erfahrung nach ist das durchaus ein Problem. "Während der Öffnungszeiten des Gemeindebüros übernehmen dürfen Sie gerne spielen", habe ich nicht nur einmal zu Hören bekommen. Dumm nur, wenn man berufstätig ist. Alternativ wurde eine Übemöglichkeit auch gerne mit der Übernahme einer C-Stelle gekoppelt.
Ich hatte hier über die Jahre Schlüssel zu drei Kirchen, von denen zwei mittlerweile geschlossen sind und nicht mehr zur Verfügung stehen. Aktuell habe ich noch einen Schlüssel, wäre aber Tür zu Tür ca. 30 Minuten unterwegs (Fußweg und U-Bahn - mit dem Auto zu fahren und einen Parkplatz zu finden läuft in Summe auf dieselbe Zeit hinaus) und müsste mich jedesmal im Vorlfeld mit dem hauptamtlichen Kirchenmusiker abstimmen, ob die Kirche überhaupt frei ist. Nee, da fahre ich lieber zu Hause die Orgel hoch, zumal ich dann üben kann, wann es mir zeitlich und familiär passt.
#34
Zitat von Großbordun im Beitrag #33
Alternativ wurde eine Übemöglichkeit auch gerne mit der Übernahme einer C-Stelle gekoppelt.
So etwas ist meiner Meinung nach irrwitzig von den Gemeinden.
Meiner Erfahrung nach kommen einige ein paar Mal zum üben und dann sieht und hört man nie wieder etwas von ihnen. Wenn dann tatsächlich einer von zehn dranbleibt, dann kann man Minimum 1-3 Jahre bei jemanden der schon gut Klavier spielt einplanen, bevor er in einem Gottesdienst gut spielen kann. Dann sollte man für eine C Stelle ja auch entsprechend einen C-Orgelspieler oder C-Kirchenmusiker haben. So was dauert bei einer Vollzeit Ausbildung, welche für die meisten wohl nicht machbar sein wird schon ein Jahr. Wochenende geht natürlich auch, aber dann braucht man natürlich trotzdem viel Zeit und einen Lehrer.
Tendenziell sind die Ansprüche heute an einen C Orgelspieler aber eher überschaubar. Die Prüfung bestehen inzwischen auch die Kandidaten, die mit viel Glück 25% der Noten auf dem Notenblatt in etwa treffen... Dies ist vermutlich dem geschuldet, dass man keine Wahl hat. Der Qualität der Kirchenmusik ist so was natürlich nicht zuträglich.
Natürlich fängt jeder einmal klein an und auch ich habe am Anfang dutzende Choräle vergeigt und die Gemeinde hat einen Teil dann alleine singen müssen, weil ich nicht mehr rein kam. Aber so ist es nun einmal und in der Regel nimmt einem das als Anfänger auch keiner übel. Aber so was sollte nun nicht die Norm für einen ausgebildeten Kirchenmusiker sein. Dieser sollte nach einer Ausbildung schon einen Gottesdienst dann möglichst ohne Totalausfall begleiten können.
Auf der anderen Seite werden diese Qualifikationen auch teilweise überbewertet. Ich kenne viele Laienmusiker die keine Ausbildung besitzen, aber trotzdem Musik lieben und besser spielen als ausgebildete C/B/A-Kirchenmusiker. Natürlich kenne ich auch Laienmusiker denen man besser den Schlüssel zur Orgel wegnehmen sollte :)
Ich rate unseren Schülern immer im kleinen Rahmen anzufangen. Also z.B mit der Schule oder dem Kindergarten mal eine Vorstellung der Orgel inkl. Vorspiel machen. Bei kleinen Andachten einmal spielen und so weiter. Der Gottesdienst steht meiner Meinung nach ganz am Ende. Nein, nicht ganz. Die Hochzeit und Beerdigung stehen als Königsdisziplin am Ende. Bei beidem sind viele Emotionen und Schicksale dabei, da darf auch musikalisch absolut kein Fehler passieren und ein Laie der da quatsch treibt ist fehl am Platz.
Irgendjemand hatte ja hier erwähnt, dass er nicht Vorspielt weil er denkt, dass er nicht gut genug wäre. Dazu möchte ich gerne anmerken, dass man es trotzdem im angemessenen Rahmen machen sollte. Ich selbst denke auch immer nicht gut zu spielen. Erst heute war ich in einer unserer Kirchen und habe etwas geübt. Ich selbst war nicht überzeugt von dem Ergebnis, da ich viele Stücke das erste oder zweite Mal gespielt habe. Aber beim rausgehen haben mich Besucher angesprochen und gesagt, dass sie es sehr schön fanden einmal die Orgel zu hören und es ihnen sehr gefallen hat. Eine Dame meinte sogar, es wäre das schönste Erlebnis des Tages gewesen bei ihrem Stadtbesuch.
Vielleicht auch ein Fluch der Technik heute. Überall kann man sich bei Youtube und co die perfekten Vorführungen ansehen und anhören. Dabei ist dies alles verzerrt. Man hört dort nur die Perfektion. Egal ob Konzertorganist oder Laienspieler, sie alle laden nur die guten Aufnahmen hoch, dass eine perfekte Spiel wird hochgeladen und von uns gesehen. Die zweihundert Fehlgeschlagenen Aufnahmen laden sie natürlich nicht hoch. Ich erinnere mich an einen Abend wo ein Pianist beim Auftritt plötzlich einen Aussetzer hatte und vermutlich keinen einzigen Ton über einen langen Abschnitt getroffen hat. Mal davon abgesehen, dass es der Laie nicht gemerkt hat würde der, der es gemerkt hat niemals etwas sagen, da er selbst diese Situation wohl kennt. Es hat mich eher darin bestätigt, dass es eben auch bei den Profis die 10 Stunden jeden Tag üben mal schief geht. Im Mitschnitt der veröffentlicht wurde, da wurde dieser Fehlschlag übrigens tontechnisch so zurechtgebogen dass es wieder perfekt war :)
Unterschiedliche Gemeinden ticken unterschiedlich. Ich habe da schon alles kennengelernt, grad weil ich aus beruflichen Gründen eine Zeit lang relativ oft den Wohnort gewechselt habe. Ich habe da folgende Extrempole kennengelernt:
1. Am Vorabend meiner Anreise in die neue Stadt in einer Kirche in der Nähe der Wohnung angerufen, mich als Vertretungsspieler und Kantoreisänger angedient und gefragt, ob ich üben könne. Mir wurde, völlig ungesehen, am Telefon ein Schlüssel zugesagt und ein Termin gemacht, wann ich ihn im Pfarramt abholen kann.
2. Jahre später, anderer Ort, selbe Vorgehensweise. Komplette Absage, Vertretungsspieler bräuchte man nicht, Schlüssel gibt man eigentlich nicht raus, da müsse man sich erst in der Gemeinde einbringen etc. (dabei fragte ich gerade darum, mich einzubringen).
Dazwischen gab es alles, das meiste gruppierte sich aber eher um Punkt 1. Ich habe da immer viel Offenheit und Vertrauen erfahren. Aus Sicht einer Gemeinde und eines Kantors halte ich es auch für sinnvoll, Nachwuchs zu fördern. Egal wie oft der dann Vertretungsdienste spielt. Natürlich ist es die Frage, ob an der großen Hauptorgel Tonleitern geübt werden müssen oder ob man Anfängern auch den Schlüssel für die Dorfkirche, Winterkirche o.ä. geben kann.
#36
Zitat von Brassmann im Beitrag #35
ob an der großen Hauptorgel Tonleitern geübt werden müssen
So etwas kommt meiner Meinung nach auf den Kontext an. In unserer Marktkirche gehen im Jahr etwa 15.000 - 20.000 Besucher durch. Da muss man sich nun wirklich nicht hinsetzen und während den Öffnungszeiten die Grundlagen üben. Tonleitern kann man ja auch wunderbar auf einem Klavier/Keyboard üben. Auf der anderen Seite sehe ich das auch pragmatisch. Auch in einer Kirche wird gearbeitet und wenn den Besuchern es nicht passt, dass ein Anfänger gerade das Choralspiel mit Pedal übt, dann wissen sie ja wie sie wieder raus kommen.
Technisch betrachtet ist ja jeder Tastendruck gut für die Orgel. Das schlimmste was einer Orgel angetan werden kann, ist diese nicht zu spielen. Eine Orgel die täglich gespielt wird, die wird lange funktionieren. Eine Orgel die nicht gespielt wird, die ist bald nicht mehr in gutem Zustand. Außerdem mögen Holzwürmer das Orgelspiel überhaupt nicht. Vermutlich die Vibrationen vertreiben diese sehr zuverlässig.
Zitat von Brassmann im Beitrag #35
ob man Anfängern auch den Schlüssel für die Dorfkirche, Winterkirche o.ä. geben kann
In den meisten Fällen gibt es ja in der Nähe der Gebäude Gemeindemitglieder mit Schlüssel. Vor allem auf Dörfern ist ja meist ein Kindergarten mit Schlüssel daneben, oder der GKR wohnt nur wenige Schritte entfernt. In der Regel haben die meisten ja auch eine gute Menschenkenntnis. Hier gab es zumindest noch nie größere Probleme mit Externen Spieler.
#37
Zitat von Salizional im Beitrag #37
Was hat das alles mit der Ausgangsfrage zu tun?
Interessanterweise - NIX....
#39
@Christian_Hofmann als Eröffner des ursprünglichen Themas. Sollen wir das Thema "zu Hause oder in der Kirche üben" abspalten?
#42
#43
#45
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